Flötenmusik der Romantik

flromantik

Andrea Lieberkecht, Flöte
Jan Philip Schulze, Piano

Carl Reinecke (1824-1919): Undine, Sonate für Flöte und Klavier e-Moll, op.167
Theobald Boehm (1794-1881): Grande Polonaise für Flöte und Klavier op. 16
Franz Schubert (1797-1828): Introduktion und Variationen e-moll über das Lied „Trockene Blumen“ für Flöte und Klavier op.post.160,D802

Die CD ist erschienen bei: de haske (DHR 197.001)

 


Flötenmusik der Romantik, eine Schallplattenkritik aus das Orchester (Thomas Richter)

Andrea Lieberknecht, seit 1991 Soloflötistin des WDR-Sinfonieorchesters Köln, stellt sich mit zwei Standardwerken der Flötenliteratur, ergänzt durch die Boehm-Polonaise, auf einer CD vor. Wie sie mit dichter, klarer und farbiger Tongebung, klug eingesetztem Vibrato, unfehlbarer Technik, perfekter Intonation und tadellosem Zusammenspiel mit ihrem Klavierpartner Jan Philip Schulze musiziert, braucht keinen Vergleich zu scheuen. Sie reiht sich damit in die großen Namen der Flötenwelt ein.

Mit schöner Agogik gelingen den beiden Musikern in der romantischen Flötensonate „par excellence“ von Carl Reinecke die Wechsel zwischen ruhigen und bewegten Abschnitten. Mit sparsamem Pedalgebrauch erreicht Jan Philip Schulze einen durchsichtigen Klang, der die Flöte niemals übertönt und dem glasklaren silbrigen Ton der Flötistin … Raum lässt.

Als virtuoses Intermezzo erklingt die Grand Polonaise von Theobald Boehm, die ein Paradestück der Flötistin zu sein scheint. Mit wunderbarer Linienführung und unaufdringlichen Tonleiterpassagen gestaltet sie die Introduktion und erreicht Aufmerksamkeit durch geschickte Zurückhaltung des Klanges. Die hochvirtuose Polonaise mit den gefürchteten Sprüngen gelingt ihr mühelos, und mit vielen liebevollen Details kann sie die musikalische Substanz dieser Komposition aufwerten.

Dass Franz Schuberts Variationen über Trockene Blumen kein leeres Virtuosenwerk ist, sondern eine geniale Auslotung der Liedkomposition, beweisen Andrea Lieberknecht und Jan Philip Schulze mit einem feinen Gespür für eine adäquate Darstellung. Ganz organisch entwickeln sich nach der Introduktion die Variationen in ihren verschiedenen Stimmungsgestalten. Sehr nahe kommen die beiden Interpreten dem Ideal, das Andantino-Grundtempo in den Variationen ohne Tempobezeichnung durchzuhalten und trotzdem die Dramatik zu steigern. Gut getroffen der „klassische“ Tonfall ohne romantische Manierismen und virtuose Selbstdarstellung…

Eine schöne Ergänzung zur Musik ist das hervorragende Booklet von Ingeborg Allihn, das viele interessante Informationen liefert und es schafft, den inneren Zusammenhang dieser drei sehr unterschiedlichen Werke darzulegen.

 

Romantic Flute Music, a Record Review from the magazine das Orchester (Thomas Richter)

Andrea Lieberknecht, solo flutist with the West German Radio Symphony Orchestra since 1991, introduces herself on a compact disc in two standard pieces of flute music, supplemented by The Boehm-Polonaise. The way she plays music, with her compact, clear and colorful manner of producing a tone, her wisely used vibrato, sure technique, perfect intonation and flawless teamwork with her accompaniest, is beyond comparison. She takes her place among the great-named flutists of the world.

Through their vivacious interpretation of Carl Reinecke`s romantic Flute Sonata, both musicians successfully change between the calm and lively segments. Using the pedal sparingly, Jan Philip Schulze achieves a clear sound that never overwhelms and leaves room for the flutist`s silvery, crystal clear sound.

The Grand Polonaise by Theobald Boehm, which seems to be the flutist`s show-piece, is heard as a virtuous intermezzo. She develops the introduction with wonderful melodic phrases and skilful scale runs, thereby drawing attention through skilful restraint of tone. She easily masters the highly virtuous Polonaise with it`s fearsome jumps and through many small „loving“ details, she enhances the musical essence of this piece.

Andrea Lieberknecht and Jan Philip Schulze prove, with a fine feeling for a qualified presentation, that Franz Schubert`s Variations On Dried Flowers, isn`t an empty virtuous work but an ingenious sounding out of the composition of the tune. After the introduction, the Variations develop naturally in their various mood forms. The two musicians interpret the piece very close to the ideal, keeping the Andantino basic tempo in the variation, which is without tempo markings, while increasing the dramatic. Well done the classic cadence without romantic mannerisms and virtuous self-importance.

Ingeborg Allihn`s excellent booklet is a nice supplement to the music. It gives us much interesting information and succeeds in explaining the inner coherence of these three very different pieces.